Kienspan

Kienspan suchen, sammeln und nutzen.

Zunächst wohl dann erst mal die Frage klären, was ist Kienspan? Kurz gesagt, es ist das besonders harzreiche Holz von Nadelbäumen. Meist unter den alten Wunden am Stamm oder noch öfter das Holz des Wurzelstocks. Das macht der Nadelbaum, besonders die Kiefer, wenn der Baum Verletzungen mit seinem Harz verschließt. Verletzungen wie abgebrochen Äste, Verletzungen der Rinde oder im Holz die Schäden, die starke Winde verursachen können. Aber auch gefällte Bäume machen so was noch lange Zeit, nachdem der Baum gefällt wurde.  Der Wurzelstock schickt noch lange Zeit Harz in den Stamm, der nicht mehr vorhanden ist. Das Harz reichert sich also in erster Linie dann über die Jahre im vermodernden Wurzelstock ein. Auch wenn die äußeren Schichten verrottet sind, ist der Kern oft immer noch völlig mit dem geharzten Holz in Takt und nicht zerfallen. 

Wer schnell und einfach etwas Kienholz braucht, kann die bereits länger abgestorbenen Äste einer Kiefer abschneiden. Das aber bitte am Besten bei den vom Sturm im Herbst umgeworfenen Kiefern, nicht an den lebenden Bäumen. Der Baum hat zwar schon seine Wunde verschlossen, es ist aber eher nicht so die feine englische Art.

Um nun an Kienspan zu kommen, braucht man dann nahe am Stamm den Ast nur absägen oder zu brechen. Riecht das beim Sägen harzig und der sonst eher Morsche Ast ist noch im Inneren fest, dann hat man gute Chancen auf ein Stück Kienholz zu stoßen. Kienholz ist ganz orange oder sogar tief rot gefärbt und riecht sehr stark nach Harz. Es fühlt sich ein wenig wie gewachst an.

Schnitzt man nun die äußere Schicht ab, kommt man oft auf den Kern aus diesem stark geharzten Holz.

 

https://www.youtube.com/watch?v=K6tnXgz3was&feature=youtu.be

 

Braucht man mehr Material oder Vorrat, dann sucht man am Besten alte, verrottete Kiefernwurzeln. Diese haben oft einen Kern mit Kienholz. Dazu gräbt man etwas um die alte Wurzel herum die Erde weg und sägt die dünneren Seitentriebe der Wurzel durch. Auch dabei merkt man wieder, ob das Innere noch fest ist und der Schnitte der harzigen Duft in der Luft liegt. Ist der Kern fast Rot, so hat man gute Aussichten auf Kienspan. Dazu auch noch ein Youtube Video aus dem Bereich Bushcraft:

 

https://www.youtube.com/watch?v=C-8UMgKiTXY&feature=youtu.be

 

Einfacher, wie ich finde, ist es, wenn man vor vielen Jahren umgestürzte Kiefern sucht. Die Kiefer hat Flachwurzeln die als Scheibe am unteren Stammende aus dem Boden ragen. Fällt ein lebender Baum um, produziert die Wurzel auch noch längere Zeit Harz und lagert das im Bereich der Wurzeln ein.

https://c8.alamy.com/compde/2c6kc2a/die-folge-eines-schweren-hurrikans-die-wurzel-eines-baumes-der-aus-dem-boden-gerissen-wurde-im-hintergrund-einer-reihe-verschwommener-kiefern-2c6kc2a.jpg

So sieht das kurz nach einem Orkan aus.

Viele Jahre später, wenn der Stamm schon sehr stark verrottet ist, liegen die Wurzeln frei. Eine gute Gelegenheit dort zu suchen.

Auch diese Verletzungen der Wurzeln auf den Waldwegen, wo die Rinde durch die Füße der Wanderer abgerieben ist

https://bilder.t-online.de/b/80/82/61/42/id_80826142/610/tid_da/baumwurzeln-auf-einem-weg-in-den-dolomiten-suedtirol-.jpg

haben sich als gute Stelle erwiesen um bei den toten Wurzeln nach dem Gold des Waldes zu suchen. 

 

Ich hatte in einer halben Stunde so um 6kg Material aus einer Kiefernwurzel gewonnen.

Nachdem ich die Randschichten und das nicht verharzte äußere Material mit Säge, Beil und Messer entfernt habe, bleiben so 1,5 kg Kienspan über. Nach dem Trocknen sollte es dann noch so 1000g sein.

Aber auch im feuchten Zustand ist der Span aus Kienholz einer der Besten natürlichen Anzünder den man haben kann.

Egal ob man sein Feuer mit Schlageisen, Silex und Zunderschwamm, mit einem Streichholz oder Feuerstarter das Feuer anzünden will, ist der Kienspan die beste Wahl.

Man schabt zunächst mit einem Messer einige hauchdünne Späne vom Kienspanblock ab. Mit Feuerzeug oder Feuerstarter kann man das so sofort anzünden und zum Brennen bringen. Beim historischen Feuerschlagen oder Feuerbohren braucht man noch den Zwischenschritt von Glut zur Flamme (über Schilfkolben, Lärchennadeln oder Lindenbast…). Dann nützt man gröbere Späne und hat eine stabile Grundlage an brennendem Material um dünne Hölzchen, Birkenrinde oder sowas zum Brennen zu bringen.

Kienspan wurde auch schon in keltischer Zeit, zum Beispiel im Salzbergwerk von Hallstatt (Österreich) als Leuchtmittel eingesetzt.

Auch im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert haben einfache Leute statt Kerzen oder Öllichter ihre Hütten mit Kienspanlampen beleuchtet.

Um die Späne nicht immer im Mund halten zu müssen, wurde der Maulaffe als Halter erfunden.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/95/Kienspanhalter_Niederrhein_18-19_Jh.JPG/200px-Kienspanhalter_Niederrhein_18-19_Jh.JPG

Es ist stark zu anzunehmen, dass der Mensch der Altsteinzeit schon von dem Effekt des Verharzens der Nadelbäume wusste. Man vermutet, dass vor einem Hausbau Kiefern-, Lärchen- oder Fichtenstämme großflächige an der Rinde beschädigt wurden um sich diesen Schutzeffekt der Bäume nutzbar zu machen und über einige Jahre diese Stämme auf diese natürliche Art einen Fäulnisschutz zu verpassen. Das harzige Ende wurde dann als tragende Stämme in Pfostenlöcher eingesetzt.

Für unser Zwecke ein nachweisbarer und äußerst brauchbarer Feuerstarter.

 

 

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