Schläfenringe

Das auffallendste Teil einer russischen Slawendarstellung sind wohl die Schläfenringe am Stirnband der Damen. Fest am Stirnband/Haarband (russisch Atschelli ausgesprochen) befestigt und oft mit wunderschönen Verzierungen. Je nach Stand aus Bronze oder Silber gefertigt.

Eine ältere, heute wohl eher nicht mehr zu haltende Meinung besagt, die Ringe an der Schläfe zeigen die Anzahl der geborenen Kinder an. Nachdem in einigen Gräbern jugendlicher Mädchen/Frauen schon Schläfenringe in größerer Anzahl gefunden wurden, ist das wohl so als Idee eher mal vom Tisch. Ebenso steht das Kopftuch als Zeichen der verheirateten Frau in der Rus auf dem Prüfstand. Für Elbslawen/Wenden/Sorben ist das eindeutig nicht so, Kopftuch ist eher die Außnahme, evtl. bei der Arbeit auf dem Feld, als Schutz vor Schmutz.

Die Sache mit: „unter der Haube“ ist im fränkisch/deutschen Siedlungsraum, gerade dann ab dem Hochmittelalter, eher eine gebräuchliche Sache und lässt sich mit der lange christliche Vergangenheit und dem Einfluss der Kirche erklären.

Was man immer wieder sieht, aber nicht belegt werden kann, sind Stirnbänder aus Brettchenborte. Eine Ausnahme ist das Stirnband aus der Moscevaja Balka.

Dort wurde ein Stirnband aus Brettgewebe gefunden, liegt aber so um 750-800 und ist vom Stil eher dem jungen Islam zuzuschreiben.

Aus Leder oder gestickte Stirnbänder sind da eher belegbar.

Nun ist es so, dass man anhand der Form so um 50 Jahre und auf 100 Km einordnen kann, welchem Slawischen Volksstamm die Darstellung bzw. das Paar Schläfenringe zuzuordnen ist. Dazu gibt es eine schöne Seite im Netz.

 

Diese Karte zeigt recht anschaulich die Siedlungsgebiete der slawischen Stämme in der Rus.

 

In nunmehr fast 20 Jahren haben wir eine kleine Sammlung dieser Schläfenringe zusammengetragen.

Zusammenfassend kann man als Hilfestellung für uns Darsteller sagen, dass diese sternförmigen Schläfenringe mit fünf oder sieben Strahlen in das Dnjepr Gebiet um Kiev gehören. Das bedeutet dem Stamm der Polianen, Radimichen oder der Drevlianen im 9.-11. Jahrhundert.

Die Schläfenringe mit den Entenfüßchen passen zum Stamm der Viatichen, 9-12.Jahrhundert im Gebiet zwischen Desna und Oka.

Um Novgorod herum, also weit im Norden der Rus, finden sich diese geschlossenen Ringe mit den drei getriebenen Flächen.

Dies nur als grobe Einordnung.

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