Herstellung von Birkenteer und Zunder

Birkenteer herstellen

Ein paar mal schon habe ich Birkenteer hergestellt. Ein Klebstoff der Frühzeit. Erste Nachweise sind wohl um 50.000 Jahre alt. Finger- und Zahnabdrücke von Höhlenmenschen auf Birkenteer haben sich bis heute erhalten.

Ich wollte nie eine historische Teerherstellung machen, hier kam es auf die Ausbeute an.

Zunächst habe ich mir ein paar Säcke voll Birkenrinde besorgt. Diese habe ich von den verrotteten Birken vom Boden eingesammelt. Diese Rinde lag dann noch 6 Monate zum Trocknen in der Garage.

 

 

 

In Burgau bei Düren hatte ich damals die Gelegenheit diese Zeit- und Materialraubende Arbeit zu machen.

Zunächst habe ich ein circa 30 cm Loch ausgehoben. Dort vergräbt man dann zentral noch eine Konservendose.

 

 

 

Die Rinde habe ich in einen 5 Liter Kochtopf gestopft. Vorher den Griff vom Deckel entfernt und an der Stelle ein Loch gebohrt. Dort kann der Teer beim Schwelen dann austreten und in die Blechdose tropfen.

Den Topf verkehrt herum mit dem kleinen Loch über die Dose gestellt, den unteren Rand des Topfes etwas mit Erde abgedichtet und ordentlich Feuer um den Topf herum gemacht.

Das kann so 50-60 min brennen.

 

 

 

Dann sollte die Rinde völlig verkohlt und der Teer ausgetreten sein. In der Blechdose ist nun der Boden dünn mit Birkenteer bedeckt sein.

Nun wiederholt man diesen Vorgang immer und immer wieder. Am Ende eines Tages waren so circa 2-3 cm Teer in der Dose. Entsprechend war Holz vom Stapel verschwunden und der Rindenvorrat nicht merklich geschrumpft.

Am Ende der Aktion war die Dose etwa zur Hälfte mit Teer gefüllt.

 

 

 

Ein paar Tage später hatte ich dann Zuhause die Gelegenheit den flüssigen Teer einzudicken. Dazu hatte ich ein altes Backblech und einen Einweggrill im Hof aufgestellt und den Teer langsam erhitzt. Er sollte nicht kochen. Die aufsteigenden Blasen sind ein Zeichen der flüchtigen Lösungsmittel im Teer. Das braucht wieder mehrere Stunden.

 

 

 

 

Anschließen die Hände gut einfetten (Vaseline) und aus der zähen Masse praktische Würste geformt. Diese lassen sich in Backpapier gut lagern.

Nun kann man den Teer zum Einkleben von Pfeilspitze, Abdichten von Gefäßen oder Kleben der Befiederung von Pfeilen nutzen.

 

 

 

 

Zunderherstellung

Mit dem selben Feuer habe ich gleich ein paar Zunderpilze ausgekocht. Ich nutze hier das Trama, den Fruchtkörper des Zunderschwanns.

 

 

 

Den kocht man so 5 Stunden aus und klöppelt (klopft) in dann noch im heißen Zustand platt.

 

 

 

Der Lappen wird so um des Dreifache größer. Diesen geklöppelten Pilz lässt man dann eine Woche trocknen.

Jetzt kann man den Zunder noch ein paar Tage in eine Lösung aus 1 Liter Wasser und einem Esslöffel Salpeter einlegen. Der Salpeter lagert sich an oder in den Zellen an und macht das Ganze zündfreudiger.

Hartnäckig hällt sich das Gerücht, dass menschlicher Urin auf dem Zunder eine Wirkung haben soll. Das stimmst so nicht ganz. Man müsste den Zunder so etwa ein halbes Jahr, am Besten luftdicht verschlossen, in Urin einlegen. Dann flockt der Salpeter aus und erst jetzt kann er sich an den Zellen anlagern.

Damals hat man den Zunder wohl längere Zeit im Misthaufen vergraben um diese Effekt zu erzielen. Noch unter Preußens wurde der Salpeter etwa 30-50 cm unter den Kuhställen abgebaut um von südamerikanischen Salpeterlieferungen autark zu sein. Der wurde dann für Kriegszwecke und Sprengstoffherstellung genutzt.

So fertige ich mir seit Jahren den Zunder, denn ich selber für meine Vorführungen oder zum Anzünden meines Feuers nutze.

 

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