Das Grossreich der Kiever Rus

Geschichte

Bevor man jegliche Quellen zur Recherche heranzieht, sollte man sich der Zwiespältigkeit der vorhandenen Quellen bewusst werden. Beginnend im Jahr 1749 war die Auseinandersetzung über den Ursprung der Rus und der damit oftmals fanatischen Thesen, die auch heute noch in Geschichtsbüchern, ja sogar Lexika zu finden sind. Um dem Betrachter jetzt nicht das geballte Theorienwirrwar aufzuzeigen soll an dieser Stelle eine Zusammenfassung ein wenig Überblick bringen, die sich auf die wesentlichen Theorien und ihre Vertreter konzentriert. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es stehen sich der Normannismus mit seiner pro-skandinavischen Einstellung und der Antinormannismus mit seiner pro-slawischen Einstellung gegenüber.
In den der Debatte folgenden Jahrhunderten war die Forschung stark von der Sozialgeschichte beeinflusst, was im 18. Jahrhundert noch zu zwei stark polarisierten Lagern führte. Ein Erstarken der beiden Theorien fand nach der Oktoberrevolution 1917 statt und führte im Neonormannismus und Neoantinormannismus, welcher auch durch politische Spannungen zwischen Ost und West aufrecht erhalten wurde. Auch heute noch ist die Forschung nach wie vor stark polarisiert. Wikipedia bietet in dieser Hinsicht ein aktuelles Beispiel. Beginnend mit der Gründung der russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg 1724 durch den Zar Peter den Grossen (1672, ab 1682 Zar – 1725) war der Grundstein der Meinungsverschiedenheiten gelegt.

Ursprünglicher Sitz war Sankt Petersburg, ab 1934 dann Moskau. Peter der Grosse war westlich orientiert, sehr an Wissenschaft und Technik interessiert und ließ sich bei der Gründung von der Berliner Akademie beeinflussen.

Beraten wurde er dabei von Prof. Christian Wolff (1679 – 1754) der Leipziger Universität. Prof. Wolff war Universalgelehrter, Mathematiker, Philosoph, Vertreter des Naturrechts, Theologe und Physiker, habilitierte 1702 und wurde 1710 Mitglied der Londoner Akademie und 1711 der Berliner Akademie der Wissenschaften. Obwohl die russische Akademie ein Nationalbildungsinstitution war, waren keine Russen bei der Eröffnungssitzung im November 1725 anwesend. Die Zeit nach der Gründung der Akademie kann als Zeit des Nationalpatriotismus bezeichnet werden. Der grosse nordische Krieg war abgeschlossen. Durch die Zusammensetzung der Akademiker der Akademie entstanden letztendlich die im folgenden beschriebenen Theorien.

Resümierend kann man sagen dass beide Theorien eine etwas radikale Auffassung der Gründung der Kiever Rus aufzeigen. Es ist vielmehr ein Mittelmaß, was zu vermuten ist. Letztendlich bleibt zu bemerken, dass ein Einfluss von fremden Kulturen sowohl von Skandinavier als auch Asiaten bestand, dies aber nicht in der erwähnten radikalen Form der Theorien. Allein die lediglich 6 nordischen Lehnwörter bestätigen dies, das von den Chasaren und nicht Skandinaviern übernommene Steuersystem als auch die Nikonsche Chronik und die Nowgoroder Chronik liefern deutliche Hinweise dass die Macht der Waräger einen rein nominellen Charakter hatte. Die Dreibrüderlegende der PVL zur Gründung Kievs hat erstaunlich viel Ähnlichkeit zur von Herodot berichteten Skythenlegende von Lipoxais, Arpoxais und Koloxais. Kiew, als am Weg von den Waräger zu den Griechen“ gegründete Stadt lag am Nomadenpfad von Osten nach West-, Ost-, und Südeuropa. Skandinavische Wieke an der Küste zeugten vom finno-ugrischem lokalen Einfluss. Nowgorod als demokratische Oligopole und Kiev mit seinen autokratischen Fürsten zeugten ihren multiethnischen und multiregionalen Faktoren und Ursprüngen, die wegen der vergangenen politischen Lage vernachlässigt wurden. Des Weiteren war es nicht eine grosse Gruppe an Skandinaviern sondern vielmehr mehrere Kleingruppen, die einwanderten, die jedoch auch bald nach der Eingliederung kulturell assimiliert wurden. Dies erfolgte vor dem Hintergrund der politischen Instabilität in Schweden, welche zwischen dem 6. / 7. bis 11. Jahrhundert vorherrschte. Deutlicher Einfluss der Agrar- und Handelsgesellschaften ist durch den jahrhundertelangen Kontakt mit indogermanischen östlichen Kulturen vorhanden. Die ist jedoch keine (!) Legitimierung für den Einsatz ortsfremder Funde. Fakt ist dass die Kultur der Skandinavier nicht de toto übernommen wurde. Das staatliche Verhältnis des Kiever Reiches basierte auf der Nachfrage nach Schutz auf Basis einer Sozialbeziehung, d.h. es bestand eine soziale Trennung in Form von gesellschaftlichen Klassen der Beschützer und der Beschützten, was auch im Begriff der Kriegeredemokratie“ zu Tage tritt. Deutlich dynamische Formen zeugen von eben keiner monolithisch aufgebauten Staatsform, wie von den Normannisten prognostiziert. Bereits vor der Ankunft der Skandinavier bestanden ähnliche sozialpolitische Traditionen und Institutionen, die aber von Grund auf eine andere Organisation hatten. Diese Faktoren sind in ihrer Gesamtheit bei der Darstellung als auch Recherche zu beachten, da sie in nicht unwesentlichem Ausmass die Forschung und Quellen beeinflussten und auch nach wie vor beeinflussen.

(Quelle: http://www.druzina.de)

 

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