Götter

Götter

 

Grundsätzlich kann man sagen dass die Kiever Rus ursprünglich ein animistisches Volk waren, auch des Öfteren als Pagan-Glaube (nach Heidentum) bezeichnet. Der Animismus ist eine indigene Religion oder auch Urreligion, die die Belebtheit der Natur voraussetzt und die eine Vorstellung der Personifizierung und Beseelung aller Erscheinungen in Natur und Gesellschaft besitzt. Die Götter der Slawen hatten meist die agrarische Lebensweise als Hintergrund.

Perun

Perun als Hauptgott und Kriegsgott der Slawen ist der Gott des Gewitters und des Sturms und entspricht den Donnergöttern der Mythologie anderer Völker (Indra, Zeus, Juppiter, Thor, Taranis, Perkunas usw.). Sein Name ist in den Quellen erstmals in der byzantinischen Vita des Hl. Demetrios von Saloniki aus dem 7. Jh. erwähnt, wo er Pyrenos genannt wird. In der Nestorchronik wird er gemeinsam mit Volos mehrmals als Bürge der byzantinisch-russischen Verträge erwähnt.

„Oleg aber und seine Mannen liessen sie [die Byzantiner] nach russischem Brauch den Eid ablegen, und sie schworen bei ihren Waffen und bei Perun, ihrem Gott, und bei Volos, dem Gott des Viehs, und sie bekräftigten den Frieden.“ (Trautmann, S. 18f. / PVL 32f.)

Diese Art des Eides wird noch wenige Jahre vor der Christianisierung der Rus‘ in einem anderen byzantinisch-russischen Vertrag aus dem Jahr 971 bestätigt:

„Wenn wir [die Russen] etwas von diesem zuvor Genannten nicht halten, ich und die mit mir und unter mir sind, so mögen wir von Gott, an den wir glauben, und von Perun und Volos, dem Gott des Viehs, verflucht werden, und wir sollen gelb werden wie Gold und durch unsere eigenen Waffen umkommen.“ (Trautmann, S. 50 / PVL 73)

Aus der gleichen Chronik ist unter dem Jahr 980 zu lesen, daß Fürst Vladimir in Kiev ein hölzernes Idol Peruns mit silbernem Kopf und goldenem Schnurrbart aufstellen ließ. Das gleiche tat Vladimirs Onkel Dobrynja in Novgorod. Nicht minder radikal als bei der Etablierung heidnischer Bräuche verfuhr Vladimir wenige Jahre später bei der Einführung des Christentums. Die Chronik berichtet unter dem Jahr 988, daß der Fürst die einst von ihm selbst aufgestellten Götzenbilder umstürzen, verbrennen und zerschlagen ließ. Geradezu rituell zerstörte er dabei auch das Perun-Idol. Der Perun-Kult war jedoch so tief in der Kultur verwurzelt, dass er noch mehrere Jahrhunderte fortlebte, wie russische Apokryphen und Kirchentraktate aus dem 11.-16. Jh. zeigen. Die orthodoxe Kirche versuchte daher, den Perun-Kult durch den Elias-Kult zu ersetzen.

Chors

Die Gottheit Chors taucht in verschiedenen altrussischen Quellen auf, wird dabei aber selten näher charakterisiert. Im Igorlied heisst es, dass Fürst Vseslav auf dem Weg von Kiev nach Tmutorokan den „gewaltigen Chors“ überholte, woraus vorsichtig geschlossen wird, dass Chor die Sonne verkörpert. Chors Ursprung wird in der orientalischen Mythologie vermutet.

Dazhbog

Dazhbog ist sowohl aus russischen als auch aus westlichen Quellen bekannt. Er gilt als Sohn des Svarog und wird daher auch unter dem Patronym Svarozhic (Sohn des Svarog) erwähnt. Eine Randbemerkung in der Hypatios-Handschrift setzt ihn mit dem griechischen Helios gleich. Auf seine Beliebtheit weist u.a. das Igorlied hin, wo Fürst Oleg und sein Volk als „Enkel Dazhbogs“ bezeichnet werden. Dazhbog wird als Gott der hellen Sonne, Fruchtbarkeit und Ernte bezeichnet.

Volos / Veles

Volos wird in der Nestorchronik mehrmals gemeinsam mit Perun erwähnt und dort als Gott der Herden und der Landwirtschaft bezeichnet. Dass die Russen bei Vertragsabschlüssen bei ihm schworen, legt den Schluss nahe, dass er als Beschützer des Besitztums schlechthin und schliesslich auch über die Rechtsordnung galt. Im Vordergrund standen aber scheinbar die Zeugungskraft und Fruchtbarkeit.

Stribog

 

Stribog wird in der Nestorchronik, in einer russischen Übersetzung Johannes Chrysostomos‘ und imIgorlied erwähnt. Im Igorlied. werden die Winde, die dem Heer Igors vom Meer entgegenwehen, als „Enkel Striborgs“ bezeichnet, woraus man schliessen kann, dass dieser ein Windgott war.

Semargl

Die Rolle, die Semargl in der russische Mythologie spielte, ist völlig unklar. Während die Nestorchronik ihn als eine Gottheit anführt, teilt er sich in dem „Slovo nekojego christoljubca“ („Wort eines gewissen Christusliebenden“) in zwei zwei Götter: Sim und Regl. Über seine Rolle können nur Hypothesen aufgestellt werden. Semargls Ursprung kommt vermutlich aus der orientalischen Mythologie.

Mokosch

https://de.wikipedia.org/wiki/Mokosch

Mokosch scheint die einzige Göttin unter den sonst männlichen Bewohnern des ostslavischen Götterhimmels zu sein. Als Beschützerin der Schafe und des Spinnens wurde sie in Nordrussland und der Ukraine bis ins 19. Jh. verehrt. Ihr Name, der vom Stamm mok-/mokr- (feucht) abgeleitet ist, weist darauf hin, dass sie ursprünglich eine Personifikation der „feuchten Mutter Erde“ war und vielleicht der iranischen Göttin Ardvi Sur Anahita (ardvi – feucht) entspricht, vielleicht auch der griechischen Aphrodite oder der babylonischen Astarte.